RADIERUNGEN
Vom grauslich Hässlichen zum schon fast Schönen. Sollte die Kunst nicht immer schön sein, die Seele aufrichten und den Geist erheben? Die alten Ansprüche der Ästhetik werden eingeholt von der Filmindustrie Hollywoods. Das Gute ist da immer schön – und was hässlich ist auch böse. Diese moderne, simplifizierende Dychotomie wurde der Wirklichkeit noch nie ganz gerecht.
Und so kommt es, dass Bröcklbilder nicht einfach schön sind. Sie spiegeln unsere Innen- und Außenwelten. Menschliche Torsos, Verstümmelungen und Fratzenmasken, das Kreuz im Schlachthof, der Stacheldraht der KZ-Zäune thematisieren die „ungute Identität“ nicht nur des Ortes Flossenbürg. Wie könnte diese Reflexion banalisierend hübsch sein, und damit gleichsam bedeutungslos. Die gesamte Wirklichkeit würde so verharmlost, verfälscht und beschönigt. Die Bilder Hans-Jürgen Bröckls sind da viel zu nahe an der Wahrheit. Angesichts unserer menschlichen Wirklichkeit und seinen vielfältigen Entstellungsmöglichkeiten, eine KZ-Gedenkstätte beständig in der unmittelbaren Nachbarschaft und damit im Auge, konfrontiert der Künstler auch den Betrachter seiner Bilder mit einer von uns allen ähnlich geteilten Wirklichkeit.
Wolfgang Rösch