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LINOLSCHNITTE

Hans-Jürgen Bröckl hat sich nach eigenem Bekunden durch die Renaissance und durch die Zeichenkunst des 19. Jahrhunderts gezeichnet. Viele seiner Bilder nehmen die großen Themen der Kunstgeschichte auf, manchmal im offenen Zitat und ein andermal in der verstohlenen Alliteration. Das ist schon immer legitim: unser Künstler kennt die Größen der Vergangenheit und Gegenwart sehr wohl und lässt sich auch daran messen.
Weil ein „Kunstwerk ein Organ des Geistes“ ist, wie der von Hans-Jürgen Bröckl hochgeschätzte Theologe Romano Guardini schreibt, ist die Kenntnis der Kunst- und Geistesgeschichte die Basis, auf welcher der Künstler selber steht und von da aus inspiriert weiter malt.
„So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit, und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.“ Dieser Satz aus Goethes Faust I umschreibt das Selbstverständnis Bröckls, der den gesamten Faust nahezu auswendig kennt und von sich behauptet, Faust Teil II auch verstanden zu haben. Was sei ein Künstler denn sonst als „des Chaos wunderlicher (vielgeliebter) Sohn“.
Die bewundernswerte Belesenheit Hans-Jürgen Bröckls reicht von der Bibel bis zu zeitgenössischen Koryphäen. Mit umso leichterem Pinsel übermalt er die großen Fragen der menschlichen Existenz und nennt dies die „Fröhlichkeit der Hirngespinste“.

Wolfgang Rösch